Der richtige Holzleim für Dein Projekt

Beim Verleimen oder Verkleben von Holz ist es wichtig, den richtigen Leim auszuwählen. Wir erklären, welcher Leim für welchen Anwendungszweck der richtige ist. Vor allem bei den Beanspruchungsklassen, der Wetterbeständigkeit und der Temperaturbeständigkeit gibt es Unterschiede zwischen den verschiedenen Arten von Leim. Während der bekannte Weißleim vor allem im Innenbereich und bei geringer Bewitterung gute Ergebnisse erzielt, sollten für den robusten Außeneinsatz eher Polyurethan-Leime genutzt werden.

Das Wichtigste über Holzleim in Kürze

  • Am besten für das Verkleben oder Verleimen von Holz im Innenbereich eignet sich nach wie vor der bekannte weiße Holzleim (auch Weißleim oder Polyvinylacetatleim genannt)
  • Bekannte Produkte aus dem Bereich des Weißleims wie Ponal classic oder UHU Original bieten eine gute Klebeleistung für einen fairen Preis.
  • Holzleim ist nicht gleich Holzleim – für den Außenbereich ist nicht unbedingt jeder Leim geeignet, da die Wetterbeständigkeit oftmals nicht ausreichend ist – gut geeignet sind für den Außenbereich bspw. Polyurethan-Leime (PUR-Leim), zum Beispiel Soudal Pro 45P.
  • Nicht zum dauerhaften und festen Verbinden von größeren Holzteilen unter Belastung eignet sich Silikon, Sekundenkleber, Montagekleber, etc.
  • Man kann Holzleim auch ganz einfach selbst herstellen – dazu mischt man Löschkalk mit Magerquark in etwa im Verhältnis 4,5 Teile Magerquark auf 1 Teil Löschkalk gut durch – diese Mischung ergibt einen einfachen Kaseinleim, der zwar nicht wirklich wasserfest ist, allerdings eine recht gute Endfestigkeit erreicht

Welchen Holzleim benötige ich?

Die Auswahl des richtigen Holzleims ist recht einfach, da grundsätzlich wenige Parameter beachtet werden müssen. Die meisten heute verkauften Holzleime sind bzgl. des Holzes, das man verleimt, sehr universell einsetzbar und auch von ihrer Wirkweise bzw. ihren Inhaltsstoffen sehr ähnlich. Weitere Informationen dazu findest Du im Profiwissen zu Holzleim.

Das Augenmerk bei der Auswahl des Leims liegt vor allem darauf, mit wie viel Feuchtigkeit und Wasser das zu verleimende Werkstück in Einsatz gebracht wird. Nach dieser Kategorisierung unterscheidet auch die DIN/EN204, in der die Beanspruchungsgruppen für Holzklebestoffen geregelt sind. Die Beanspruchungsgruppen beurteilen die Leime nach ihren Mindestscherfestigkeitswerten (seitlich “schiebende” Beanspruchung) und bewerten außerdem das Verhalten unter Feuchtigkeits- und Wassereinwirkung. Die höchste Qualität mit optimaler Wasserbeständigkeit ist D4 und eignet sich, wenn das Material häufiger und auch länger anhaltender Wassereinwirkung ausgesetzt ist. Dies schließt auch Witterungsbedingungen im Außenbereich mit ein.

Die vier Beanspruchungsgruppen nach DIN/EN 204 (früher DIN 68602) im Überblick:

Beanspruchungsgruppe (in Klammern die Bezeichnung nach DIN 68602) Innenbereich Außenbereich Beispielprodukt
D1 (B1) Holzfeuchte max. 15 %, nur Trockenbereich nein
COLTOGUM Standard Holzleim D1
COLTOGUM Standard Holzleim D1
D2 (B2) Gelegentliche kurze Wassereinwirkung,
z.B. durch Spritzwasser,
Holzfeuchte max. 18 %
nein
UHU Holzleim Original
UHU Holzleim Original
D3 (B3) Häufige kurze Wassereinwirkung,
höhere Luftfeuchtigkeit,
z.B. Bad oder Küche, aber nicht direkt Nassbereich, feuchte Keller
Ja, aber ohne direkte Bewitterung,
z.B. geschützter Bereich
(konstruktiver Holzschutz)

Ponal Holzleim Wasserfest
Ponal Holzleim Wasserfest
D4 (B4) Häufige und auch länger anhaltende Wassereinwirkung,
z.B. Nassbereich Bad oder Küche
Ja, auch mit direkter Bewitterung
bei entsprechendem Oberflächenschutz

Bindan-D4 (1-Komponenten-D4-Leim)
Bindan-D4 (1-Komponenten-D4-Leim)

Profiwissen zum Holzleim

Grundbegriffe bei Holzleim – Zeiten und Klebekräfte

Bei Holzleim bzw. bei Klebstoffen im Allgemeinen sind bestimmte Eigenschaften entscheidend dafür, wie der Leim verarbeitet werden muss, wie lange er sich nach dem Öffnen hält und was ansonsten zu beachten ist. Wir erklären hier die Hauptbegriffe, die Du möglicherweise auf den Verpackungen lesen wirst:

Grundbegriffe bei Holzleim und Klebstoffen

Zeiten beim Verleimen

Bitte beachte, dass die Angaben auf Holzleimen und Klebstoffen immer nur Anhaltspunkte sind. Die Umgebungstemperaturen und relative Luftfeuchtigkeit beeinflussen die Zeiten maßgeblich. Grundsätzlich gilt: höhere Temperaturen verkürzen die Zeiten, hohe Luftfeuchtigkeit verlängert die Zeiten. Warme trockene Orte führen also tendenziell dazu, dass alles etwas schneller trocknet, abbindet und aushärtet.

Wir erklären Dir im nachfolgenden die wichtigsten Angaben und auf welche Zeiten Du beim Verleimen von Holz achten solltest.

Ablüftezeit

Beim Kontaktkleben wird auf beide zu verbindenden Werkstücke zunächst Klebstoff aufgetragen, der anschließend ablüften muss. Die Ablüftezeit gibt an, wann ausreichend Lösungsmittel verdunstet ist, sodass die Klebung durchgeführt werden kann. Dabei entsteht direkt nach dem Anpressen eine hohe Haftkraft. Beim Verleimen von Holz führt man eine Kontaktklebung bspw. durch, wenn beide Werkstücke stark saugend sind. In diesem Fall werden beide Teile mit Leim benetzt, ca. 10 Minuten abgelüftet und anschließend stark zusammengepresst.

Presszeit

Die Presszeit beschreibt die Zeitspanne vom Erreichen des vollen Pressdrucks bis zum Lösen des Pressdrucks.

Hautbildezeit

Die Hautbildezeit beschreibt die Zeitspanne, die vergeht, bis sich auf der Oberfläche eines Klebstoffs durch eine Haut bildet. Diese Zeit ist durch die Umgebungsbedingungen, wie z. B. Luftfeuchte oder Raumtemperatur, beeinflusst. Bei einigen Klebern (z.B. Montageklebern) kann nach der Ausbildung einer Haut keine optimale Verklebung mehr erfolgen.

Offene Zeit

Die Offene Zeit bezeichnet die Zeitspanne vom Auftragen des Klebstoffes bis zum Erreichen des vollen Pressdrucks. Sie beinhaltet auch die Ablüftezeit. Je nach Kleber ist diese meist nach oben begrenzt, da der Klebstoff ansonsten bereits beginnt abzubinden bzw. auszuhärten. Bei einige Klebstoffen bzw. Klebeverfahren ist sie auch nach unten begrenzt, da eine Mindestablüftzeit erforderlich ist.

Abbindezeit

Die Abbindezeit beschreibt, wann die Funktionsfestigkeit erreicht ist. Wenn das der Fall ist, kann ein geklebtes Werkstück weiter bearbeitet werden. Hierbei ist zu beachten, dass die Endfestigkeit nicht nicht erreicht ist, das heißt der Klebstoff ist noch nicht ausgehärtet.

Aushärtezeit

Nach Ablauf der Aushärtezeit hat der Klebstoff bzw. die Verbindung ihre Endfestigkeit erreicht und kann voll belastet werden.

Topfzeit

Die Topfzeit, auch Verarbeitbarkeitsdauer genannt, beschreibt, wie lange eine Klebstoff aus mehreren Komponenten nach dem Ansetzen noch verarbeitbar ist, also wie lange man ihn noch aus dem “Topf” entnehmen und verarbeiten kann. Nach Ablauf der Topfzeit müssen Leim- und Klebstoffreste meist entsorgt werden. Bei Weißleim ist die Topfzeit nicht weiter wichtig, da dieser – solange er in einem verschlossenem Gebinde aufbewahrt wird – nicht weiter aushärtet. Bei angemischten Mehrkomponentenklebern (bspw. 2K-Kleber) beginnt die Topfzeit mit dem Mischen der Komponenten.

Festigkeiten beim Verleimen

Neben den Zeiten sind oftmals auch Angaben zu Festigkeiten auf Klebstoffen und Holzleimen zu finden. Hier sind die wichtigsten Begriffe erklärt.Die Werte sind auch nur Anhaltspunkte, da die in der Anwendung entstehenden Festigkeiten auch von Klebetechnik, Vorbereitung der Werkstücke, Umgebungstemperaturen, Pressdruck, etc. beeinflusst werden.

Anfangshaftung bzw. Tack

Die Anfangshaftung ist die sofort nach Auftragen eines Klebstoffs wahrnehmbare Haftkraft, die der Kleber bei Kontakt entfaltet. Es geht hierbei um die unter minimalem Druck bei minimaler Kontaktzeit wirkende Kraft, bspw. wenn man ein Werkstück auf dem bereits Klebstoff oder Holzleim aufgetragen ist, mit dem Finger berührt.

Endfestigkeit

Die Endfestigkeit beschreibt die maximal zu erreichende Festigkeit der Verbindung nach vollständiger Aushärtung des Klebstoffs oder des Holzleims. Die hierfür nötige Zeit kann zwischen 1-7 Tagen nach Ende des Anpressens oder Fixierens liegen und variiert je nach Klebstoff.

Standfestigkeit

Die Standfestigkeit eines Klebstoffs beschreibt, wie stark dieser nach dem Auftrag tropft oder verläuft. Ein standfester Kleber kann bei senkrechten oder Überkopf-Flächen gut eingesetzt werden, ohne in Bereiche zu verlaufen, auf denen kein Klebstoff gewünscht ist.

Wärmestandfestigkeit

Die Wärmestandfestigkeit beschreibt die Temperaturbeständigkeit einer Verklebung. Sie wird durch die Umgebungstemperatur und die auf die Verbindung wirkenden Kräfte beeinflusst.

Arten von Holzleim und Klebstoffen und ihre Eigenschaften

Für die Verklebung von Holz werden, genauso wie für fast alle anderen Klebungen, verschiedene Arten von Leimen angeboten und genutzt. Überwiegend wird heute mit Weißleimen (z.B. Ponal classic) und PUR-Leimen (z.B. xyz) gearbeitet, da diese über einen breiten Anwendungsbereich hinweg gute Klebeeigenschaften aufweisen und günstig sind.

Natürliche Leime und Klebstoffe

Glutinleime

Glutinleime basieren auf Glutin, einer Eiweißverbindung, die aus tierischen Abfällen durch Auskochen hergestellt wird. Je nach Herkunft des Glutins nennt man die entstehenden Leime Haut- oder Lederleim, Hasenleim, Knochenleim, Fischleim, usw. Glutinleime müssen erwärmt werden, um verarbeitet werden zu können. Glutinleime sind nicht wasserbeständig und auch nur bedingt hitzebeständig.

Kaseinleim

Kaseinleim ist ein natürlicher Leim, der aus Kasein und gelöschtem Kalk besteht. Kasein ist der Anteil an Protein in der Milch, der nicht in der Molke enthalten ist. Kaseinleim ist wasserfest und hitzebeständig und kann durch das Mischen von Magerquark mit gelöschtem Kalk selbst hergestellt werden. Alternativ ist er auch als Pulver käuflich.

Natürliche Harze

Ein sehr alter Klebstoff ist das Birkenpech, das durch Auskochen von Birkenrinde gewonnen wird. Des Weiteren eignen sich einige Baumharze (vor allem Kiefer, Tanne oder Fichte) zum Kleben – die erreichbaren Festigkeiten sind aber nicht vergleichbar mit denen heutiger Leime. Auch diese kann man selber gewinnen.